(editorial Calambur, Madrid, 2013)

* Selección de poemas del libro: pincha aquí
* Reseñas y entrevistas: pincha aquí
* Recitales, encuentros y presentaciones:
pincha aquí

* El libro entero, accesible y completo en la biblioteca del MLRS: pincha aquí

der fall und das ende

Traducción de Timo Berger 
en ocasión del acto del Día Mundial de la Poesía de la Unesco (Berlín, 20 de marzo de 2015)



 Der fall und das ende




zwei meter vor der apokalypse schreibe ich gedichte
an einem wichtigen tag – mit einer sichel aus erde
gegen ende meiner zeit meiner welt unserer epoche

ohne nägel
schreibe ich gedichte,
in liebe vereint wie ein getröstetes kind

juan ist bei mir und in seinen augen licht
dasselbe präzise licht, das wir damals nicht sahen
ich schreibe gedichte er lässt meine hand nicht los
die erde hat sich – instinktiv – von uns entfernt

etwas weiter unten wurde die geschichten
schon alle erzählt:
die propheten suchen nach wasser
sammeln eilig ihre nadeln auf
drängeln sich in den höfen, um auf das ende des sturms zu warten

mein sohn (der meine hand gedrückt hält)
fragt: „jetzt?“

ich antworte ihm: nie
war es im lauf der menschlichen geschichte
zulässiger, ein gedicht zu schreiben

(die erde hat geatmet und
in all ihren thermometern wiegen sich igel –
die scharfschützen sind von ihren posten abgezogen
an denen nur haut und kippen zurückbleiben

alle wissen,
alle warten,

am ende war da nicht das wasser, wie die vorhersagen angekündigt hatten,
wasser, das autobahnen und felder verwüstet:
aber das wasser der leichentranchierer,
das klare wasserunser meiner vorfahren,
wasser für das ende der tage, für die andacht auf den matratzen
umgeben von gebeten

letztenendes wurden die geschichten
tatsächlich schon alle erzählt:
nur ich schreibe gedichte am ende der zeiten,
in der hand eine sichel, die die erde aufreißt,

meine andere hand bei meinem sohn
zittert mit dem alter, auf das die menschen hoffen
und es gibt keinen toten, der heute nicht einen toten umklammert hielte,
noch seine zweifel oder seine nicht fassbare erleichterung

weiter unten ist die erde – keine überraschung – geschrumpft
schon seit mehr als zwei stunden schweigen die städte:
das brot mit hefe ist aufgegangen
und in nicht all zu langer zeit stürmen aus den schulen
(aus allen grundstücken) (aus allen ihren truhen)
die kinder und versprühen ihre lebensfreude

alle wissen es,
alle warten darauf,

währenddessen antworte ich
(vor einer hand, die meinen sohn führt)
dass es nie so zulässig
wie jetzt war, ein gedicht zu schreiben:

dieses
          gedicht
das ich mit einer sichel in der hand in die erde ritze.

: ja, ich schreibe all das
            zwei gezählte meter vor der apokalypse
an einem bedeutsamen tag     –mit einer sichel aus erde:
juan   (der mich begleitet)     hat meine hand losgelassen

und im glück vereint,
betrachten wir über dem fließenden Wasser

     (zusammen) (für immer)

den fall und das ende
des kapitalismus


(Enrique Falcón)